Alle Wege führen nach Rom!
Doch bis nach Rom wollten wir heute nicht.
Am Treffpunkt standen wir an diesem kühlen Morgen mit warmen Kaffeebechern in der Hand und hirnten schon, was sich wohl hinter der Ausfahrt “Roggen und Kultur” verbirgt. Aber unsere Neugierde wurde auf etwas anderes gelenkt, als ein unbekanntes Mopped (aber mit bekannter Besetzung) um die Ecke bog… “…das sind doch Ecki und Silke… aber das Motorrad passt nicht…“. Doch, das passte schon. Die beiden stoppten ihre nagelneue weiß-rote Moto Guzzi V85 direkt vor der Gruppe. Kaum hatten sie ihre Helme ausgezogen, wurden sie schon mit Fragen und Gratulationen überhäuft. Ein neues Motorrad für Silke und das sogar mit Chauffeur!
Kurz vor dem Start
rief Dieter den aufgedrehten Haufen zur Aufmerksamkeit, um ein paar “Guide-Lines” loszuwerden. So fuhren sie pünktlich vom Hof. Jeder mit seinen eigenen Gedanken an der neuen Guzzi und/oder an Roggen und Kultur. In den nächsten zwei Stunden befuhren die neugierigen 13 schöne Strecken, geschwungene Alleen und kurvige Straßen quer über die Alb. Dieter hatte hier gekonnt schöne Strecken, um unsere Heimat wunderbar “herum gehäkelt”, geplant. An den 3 Kaiserbergen vorbei, über die Höhenstraße und den Aasrücken… das ist die Stelle, an der der Kopf nicht weiß, ob er nach links auf den Schwäbischen Wald oder nach rechts auf die Schwäbische Alb schauen soll. Vor lauter hin und her verringert man automatisch die Geschwindigkeit, die Aussicht ist einfach beeindruckend schön.
Mittags im Eybachtal
unterbrach, etwas unerwartet, der Rechtsblinker unseres Guides den Schwung, den wir gerade so schön drauf hatten, um in eine Einfahrt abzubiegen. Der Uhr nach dürfte es jetzt Mittagspause sein. Die Inschrift auf dem Schild an der Einfahrt lüftete auch schon das erste Geheimnis um den Roggen: Das Mittagessen würde gleich in der warmen Stube der „Roggenmühle“ serviert werden. Da die Temperaturen am Vormittag mit 8-13 Grad etwas mager waren, freuten sich alle auf Essen und Aufwärmen. In der warmen und gemütlichen kleinen Stube rückten alle zusammen. Auf der Karte standen, unter Anderem, Wildschweinbraten und Forelle Müllerin… Diese frisch aus den Becken der Zucht hinter der Mühle. Bei der Vielfalt auf der Karte wurden alle fündig und glücklich.
Das Geheimnis um den Roggen
war also gerade gelüftet worden. Blieb noch die Kultur.
Das mit der Kultur ist so eine Sache. Die einen dachten, sie würden sie gleich im Anschluss zum Essen, hinter der Mühle, bei der Forellen-Zucht (also “Fisch-Kultur”) entdecken. Die anderen hatten sie doch glatt vergessen als sie unter dem Tisch ihre kalten Füße von den Schuhen befreiten, so dass sie auftauen konnten.Nach dem Essen stellte sich irgendwann heraus, dass der Kulturteil der Tour weder etwas mit ausgezogenen Schuhen und kalten Füße, noch mit einer Forellenkultur zu tun hatte. Die neugierigen 13 würden nämlich noch bis zur Kaffeepause warten müssen, um endgültig dahinter zu kommen.
Vor Abfahrt an der Roggenmühle war noch etwas Zeit, um entweder kurz die Forellenzucht hinter der Mühle zu sehen oder geräucherte Forellen oder gelbes Gold am Honighäusle einzukaufen. Man wundert sich manchmal, was in Tankrucksäcken und Taschen alles verschwindet.
Noch einmal fegten die neugierigen 13 quer über die Albhochfläche auf schönen Strecken durch die Kurven. Spätestens während der nächsten Bio-Pause bekam man auf die Frage, was die Guzzi und Ecki & Silke gemeinsam haben, eine Antwort: Sie haben beide etwas unter der Haube. Die eine ein paar PS mehr als ihre alte BMW und die anderen beiden ein breites Grinsen unter ihren Helmen.
Im Städtchen Ehestetten
– oder war es eher ein Dorf – fanden auf einem Parkplatz alle einen Platz nebeneinander. Würde es jetzt zur Kultur übergehen? Ein bisschen schwer war es, sich vorzustellen, wo in diesem eingeschlafenen Dorf die Kultur verborgen lag. Hanna lotste die Truppe über die Straße, eine Einfahrt hinunter, zu einem Wohnhaus. Kultur oder Bio-Pause? Hmm…. Aber hinter dem Haus war sie, die Kultur. Im Galeriecafé Sphäre. Ein hübsches kleines Café im modernen Landhausstil, gepaart mit Akzenten aus dem Industrial Style. An den Wänden sprangen bunte Gemälde regelrecht in die Augen. Ein starker Kontrast zu der weißen Einrichtung. Der Künstler Thomas Mautner-Hipp stellt hier „Expressive Abstraktionen“ aus.
Hübsche runde Tische, weiße Eckbänke mit weißen und cremefarbenen Kissen luden zum Verweilen ein. Hinter der Theke selbstgemachte Kuchen. Vom klassischen Käsekuchen bis hin zum veganen Schokokuchen, alle durchaus sehr lecker. Nur die heiße Schokolade hätte keinen Blumentopf gewonnen. Der kleine Löffel Sahne oben drauf konnte es mit dem Wasser leider nicht aufnehmen. Wenigstens wärmte es.
Das Örtchen
Den Bekundungen der Ersten, die aus der „kleinen Ecke“ – wie die Franzosen sagen – zurückkamen, waren übereinstimmend, diesen kleinen Umweg auf jeden Fall zu nehmen. Die Ecke hinter der Tür war wirklich klein, aber überaus überraschend. Dieser Ort hatte sich zur Nebenaufgabe gemacht, einem anderen natürlichen Drang zuvorzukommen, nämlich dem, sich zu verewigen. Die kleinen, länglichen Wandfließen aus Schiefer und die Paneele um die Tür herum luden fröhlich ein, mit dem Kreidestift eine Botschaft an die Nachwelt zu hinterlassen. Etliche waren schon kreativ gewesen, aber es hatte noch Platz. Das nenne ich mal eine coole Örtchen-Kultur.
Kultur- und Kuchengesättigt
ging es über kurze aber schöne Wege am Blautopf vorbei und über die Steige bei Neidlingen zurück nach Weilheim. Vor dem Eiscafé Pra gab es zwar kein Eis aber Umarmungen und Verabschiedungen mit glücklichen Gesichtern. Und was nehmen wir von dieser „Roggen & Kultur“-Tour mit? Nicht nur, dass uns Roggenmühlen, geräucherte Forellen, Honig & Kuchen und viele Kurven glücklich und Kultur uns sogar bereichern kann, sondern, dass wir ganz sicher so weiter machen werden, die Kultur der gepflegten Sturzbügel-Motorradtouren weiter auszuleben.
Danke Hanna und Dieter 🙂
Eure Cat